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Das Ei des Kolumbus

Das Ei des Kolumbus

Die Redewendung vom Ei des Kolumbus steht für ein schwieriges Problem, für das es offenbar keine Lösung gibt, wofür jemand aber trotzdem eine überraschend einfache Lösung findet.
Der Ausspruch wird auf eine Anekdote zurückgeführt, die der Italiener Benzoni in einem Buch 1565 über Christopher Kolumbus festhält.
Nach der ersten Reise Christoph Kolumbus ist er zu einem Essen bei Kardinal Mendoza eingeladen und der Kardinal meinte, es sei ja gar keine so schwere Aufgabe gewesen, die Neue Welt zu entdecken, worauf Kolumbus die Gesellschaft aufforderte, ein Ei auf die Spitze zu stellen. Da niemand sich das zutraute, soll Kolumbus selbst das Ei auf den Tisch geschlagen haben und zwar so, daß die Spitze eingedrückt wurde und das Ei stehen blieb.
Ob Kolumbus tatsächlich selbst das Ei auf den Tisch gestellt hat oder Benzoni nur die Anekdote auf Kolumbus angewendet hat, ist nicht klar. Die Anekdote des aufrecht stehenden Eis findet sich aber bereits bei Giorgio Vasari, der 1550 ein Buch schrieb, in dem er die Idee mit dem Ei in Zusammenhang mit dem Renaissance-Architekten Filipo Brunelleschi berichtet, dessen Erbauung der Kuppel des Doms Santa Maria del Fiore in Florenz 1418 auch nicht entsprechend gewürdigt wurde und der daraufhin, wie in der Kolumbus-Anekdote, ein Ei zum Stehen brachte.
Das Motiv vom allein und freistehenden Ei auf der eingedrückten Unterseite ist aber vermutlich noch älter und stammt vermutlich aus dem Orient. Aber anders als dort stellen die europäischen Anekdoten auf die menschliche Erfindungsgabe ab: Eine schwierige Aufgabe wird im richtigen Augenblick mit dem richtigen Einfall gelöst, auf den noch niemand vorher gekommen ist.